Mit dem Transport von weiteren 9653 Broten in die Ukraine in dieser Woche (KW 25) trägt die Aktion erneut dazu bei, Lebensmittel in Regionen zu bringen, in denen die Versorgung der Menschen nicht gesichert ist.
Tagtäglich bedroht der Angriffskrieg Russlands das Leben der Menschen in der Ukraine. Überdies verursacht der Krieg mit all seinen Auswirkungen die Verschärfung der weltweiten Hungerkrise. Bereits die Covid-Pandemie hat zur Verdoppelung der Zahl der Hungernden weltweit geführt. Anfang 2019 lag die Zahl der hungernden Menschen laut World Food Programm bei 135 Mio., Anfang 2022 bei 276 Mio. Menschen.

Der Krieg in der Ukraine zeigt drastisch, wie zerbrechlich die globale Nahrungsmittelversorgung ist
In Deutschland kam es kurzzeitig zu Engpässen bei Mehl im Handel. Doch lag dies nicht an fehlenden Getreidemengen sondern an der Zahl der Hamsterkäufe in einem kurzen Zeitraum. Die Situation hat sich längst wieder entspannt. Dennoch hören wir oft den Satz – fast beschwörend, um sich selbst zu beruhigen: „Aber bei uns ist die Versorgung mit Mehl und Brot doch gesichert!?“ Ja, das ist sie. Doch was heißt das? Hauptsache wir werden satt! Wer ist verantwortlich, dass alle satt werden?
Beispielsweise die Bäcker*innen, die seit nun drei Monaten jede Woche zusätzlich Brote für Menschen in der Ukraine backen, übernehmen Verantwortung für die Versorgung Anderer. Sie warten nicht darauf, dass es andere tun. Dafür danken wir ihnen ganz ausdrücklich! Wir sind uns sicher, dass wir alle auf unterschiedliche Weise dazu beitragen können, dass die Welt gerechter und friedvoller wird.

Der unmittelbare Bezug zum Rohstoff Getreide schärft bei uns Bäcker*innen den Blick auf die Versorgungslage. Damit stehen auch die Besorgnis erregenden Prognosen im Fokus, dass die weltweiten Mengen an Weizen – so wie derzeit damit umgegangen wird  – nicht ausreichen, um alle satt zu machen. Sehr schnell müssen Wege gefunden werden, um die wachsende Hungerkrise einzudämmen. Mittelfristig sind endlich die Ursachen des Hungers anzugehen, um die völkerrechtliche Verpflichtung umzusetzen, das Menschenrecht auf Nahrung zu achten, zu schützen und zu gewährleisten.
Dass in Europa 60 % des Getreides als Tierfutter vermarktet wird, 20% für industrielle Prozesse (bspw. die Produktion von Bioethanol) und nur die verbleibenden 20% Getreide für die direkte menschliche Ernährung eingesetzt werden, ist aus vielerlei Gründen nicht hinnehmbar. In Anbetracht der weltweiten Hungerkatastrophe ist dies ein absolutes No-Go. Dass von den Getreideprodukten für die menschliche Ernährung zudem 30 % weggeworfen werden – insbesondere in den privaten Haushalten, müssen wir ändern. Wir alle sind aufgefordert, Lebensmittelverschwendung zu beenden und unsere Ernährungsweise grundsätzlich zu überdenken und zu ändern.

Bei aller Hektik angesichts der aktuellen Not sollten wir dennoch nicht nach dem erstbesten Strohhalm greifen, der uns angepriesen wird, sondern Lösungsvorschläge kritisch reflektieren. Strategien zur Eindämmung der Hungerkrise dürfen nicht dazu führen, die Klimakrise weiter anzufeuern. Dies würde zu einer weiteren Reduzierung der landwirtschaftlichen Erträge und damit zur Ausweitung der Hungerkrise führen. Für die Sicherung der Ernährung weltweit brauchen wir eine resiliente und somit ökologischere und vielfältige Art und Weise der Erzeugung von landwirtschaftlichen Rohstoffen. Dabei sind der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, der Biodiversität, die Sicherung der Wasserverfügbarkeit und Wasserqualität, sowie der Zugang zu Land für Bäuerinnen und Bauern existenziell. Dies bedeutet, wir müssen die Abhängigkeit von synthetischen Düngemitteln, Pestiziden und von fossiler Energie reduzieren. Wir brauchen kurze Lieferketten, müssen Lücken in regionalen Wertschöpfungsketten schließen und Nachernteverluste reduzieren. Dieser Wandel ist auch für die Landwirtschaft selbst notwendig, denn die Folgen des Klimawandels, wie Frühjahrstrockenheit, Hitzestress oder Starkregen, sind schon jetzt deutlich zu spüren.

Für die Gegenwart und Zukunft gilt, bei  allen Maßnahmen die Klimawirkung mitzudenken. Zum Schluss eine gute Nachricht. Bereits heute gibt es zahlreiche innovative Lösungsansätze in der Praxis, wie eine nachhaltige Versorgung aller gelingen kann. Dazu gehört auch, dass wir Handwerksbäcker*innen in der Lage sind, im Rahmen kooperativer, regionaler Wertschöpfungsketten, aus umfassend nachhaltig erzeugtem Getreide gute Brote und Gebäcke herzustellen. Selbst dann, wenn insbesonders Weizen nicht die Top-Werte im Rahmen der (längst überholten) Bewertungsmethode hinsichtlich seiner Backqualität erzielt.

Kurze, transparente Lieferketten tragen bei uns sowie weltweit zur Sicherung der Ernährung bei – und haben den Vorteil, dass Verbraucher*innen mitentscheiden können, was auf ihren Teller kommt.

Deshalb: Kauft bei den Erzeuger*innen und Lebensmittelhersteller*innen um die Ecke!

Zurück zur 12. BROT-BRÜCKE – die 9653 Brote haben geliefert:

Bäckerei Busch, Monheim
Bäckerei Behmer, Düsseldorf
Bäckerei Pass, Düsseldorf
Bäckerei Terbuyken, Erkrath
Bäckerei Schüren, Hilden
Bäckerei Brinker, Herne
Bäckerei Grobe, Dortmund
Großbäckerei Hölter, Salzkotten
Blum (Getränke)
Bäckerei Schmidt, Silberstedt
Bäckerei Meyer, Struckum
Bäckerei Soetebier, Winsen-Scharmbeck
Bohlsener Backstube, Gerdau
Bäckerei Richter, Wolfenbüttel

Den beteiligten Bäcker*innen nochmal unser Dank für Ihre Hilfe!